Barrierefreiheit im Nahverkehr
Es ist eine endlose Geschichte, die sich in Eller abspielt. Die Rheinbahn möchte ihren Service fort wie ja auch anderswo in Düsseldorf verbessern und ausbauen. Barrierefreiheit ist da ein großes Thema. Das dient nicht nur allen mobilitätseingeschränkten Personen, die mit öffentlichen Verkehrsmitteln fahren möchten, sondern es dient auch der Zuverlässigkeit der Hochflurbahnen, deren störanfällige Stufen entfallen würden, sondern es verkürzt auch merklich die Ein- und Aussteigezeiten an den Haltestellen.
Viele Haltestellen sind bereits in Düsseldorf umgebaut. In Eller aber dauert dieser Prozess bereits Jahre – und nichts passiert. Es ist schlicht schwierig, weil auf einer Strecke sowohl Hoch- als auch Niederflurbahnen fahren. Und – weil zentrale Haltestellen in der engen Gumbertstraße liegen, die ja auch gleichzeitig Versorgungszentrum von Eller, Vennhausen und teilweise auch Lierenfeld ist. Immerhin ist sich die Politik fraktionsübergreifend mit der Rheinbahn einig, dass die U75 eine wichtige Verbindung darstellt und auf jeden Fall die Vennhauser Allee anfahren soll. „Würde man vor allem in Eller Mitte einen Hochbahnsteig bauen, würde die Straße zerschnitten werden. Für die Geschäfte hier wäre das eine Katastrophe!“, so Markus Dreist, stellvertretender Bezirksbürgermeister. Auch wäre auf der Straße nichts anderes mehr möglich: „Der Platz würde nicht reichen für Außenterrassen. Die Bahn würde ja nur in knappem Abstand zu den Häusern fahren.“
Andere Ideen müssten also her, so meint die SPD im Elleraner Rathaus und forderte in der letzten Sitzung der Bezirksvertretung, dass die Rheinbahn weitere Ideen prüfen solle. Eine Verlegung von Haltestellen würde das Problem nur halb lösen. Eller Mitte ist das große Problem. Hier gibt es am S-Bahnhof zentrale Umsteigebeziehungen und sehr wenig Platz. Dennoch würde die SPD hier einen etwas weiteren Weg für die Umstiege in Kauf nehmen – wenn man nämlich die U75 auf die Bernburger Straße verlegen würde.“
Das wäre die etwas kostengünstigere Variante – aber realisierbar und mit nur geringen Einschränkungen für Rheinbahnkunden verbunden“, ergänzt Astrid Bönemann. Aber es gäbe noch eine weitere Möglichkeit: „Einen U-Bahn-Tunnel mit einer Weiterführung bis zum Autobahndreieck Düsseldorf-Süd. Hier könnte ein P+R-Parkhaus direkt an der A46 entstehen und Pendler gleich von der Autobahn in die Rheinbahn lotsen und mit geringstem Aufwand in die Stadt bringen. Die für Zuschüsse vom Land geforderte Generierung von mehr Fahrgästen auf der Linie der U75 wäre damit möglich.“ Dreist ist sich bewusst, dass diese Lösung immense Kosten mit sich bringen würde, sehr lange Zeit dauern würde und während der Bauzeit viele Einschränkungen auf der Gumbertstraße mit sich brächte. Doch selbst einzelne Stimmen der Gewerbetreibenden auf der Gumbertstraße würden eine solche Lösung als besten Ausweg aus der verfahrenen Situation sehen.
Zudem würde es hunderte Anwohner vom nicht zu unterschätzenden Lärm entlasten. „Sollte hier irgendwann eim 7,5 Minuten-Takt kommen und U75 und 705 auf der gleichen Strecke fahren, sind das alle zwei Minuten eine Bahn. Das ist sehr viel! Und sehr laut!“ Doch die Mehrheit der Bezirksvertreter war nicht bereit, dieser Idee zu folgen. Mit Verweis auf andere Anträge, die früher bereits einmal gestellt wurden, allerdings weder so detailliert waren noch ein P+R-Parkhaus vorsahen, lehnten sie den Antrag auf Prüfung bei der Rheinbahn ab. Selbst eine Prüfung der Vorschläge durch die Rheinbahn lehnten CDU und auch Bündnis90/Die Grünen ab.
„Die Konsequenz wird jetzt sein, dass sich die Positionen weiterhin unversöhnlich gegenüberstehen werden. Die Politik will keine Hochbahnsteige, die Rheinbahn will Barrierefreiheit und will dafür Hochbahnsteige bauen. Das ist ein Kasperletheater, aber keine Politik für die Stadtgesellschaft, die uns weiterbringt. Es ist schon erstaunlich, wie wenig sich auf der Ebene der Lokalpolitik im Sinne der Verkehrswende nach den letzten Wahlen tut. Wenn man Menschen in der Stadt zum Verzicht auf das Auto bewegen will, muss man kreativ sein – und nicht ein ergebnisloses Hin und Her über die nächsten Jahre veranstalten.“ Dreist hofft deshalb, dass CDU und Grüne demnächst doch noch auf die Position der SPD umschwenken und wenigstens alternative Ideen prüfen lassen wird, wenn die Rheinbahn zu Beginn kommenden Jahres den Stand der Dinge referieren wird – auch wenn es derzeit kaum Anzeichen dafür gibt.